Es sollte nur ein Tag auf der Documenta werden. 7:10 Uhr Treffen im
Nürnberger Hauptbahnhof. Wir fuhren nach Kassel mit dem Friderichsen
eigentlich keine Chance zu haben alles, oder wenigstens einen großen
Teil, zu sehen. Trotzdem konnte ich diesen Anspruch nicht ganz
verdrängen als ich endlich meine gelbe Karte in der Hand hielt und in
einer der Schlangen in dem
Fridericianum
stand. Die ersten Räume waren fast leer, weiß und mit ein paar Exponaten
ausgestattet. Die Räume waren mit Wind durchflutet. Fast ein kleiner
Sturm. Ich frage mich bis jetzt wie der erzeugt wurde. Das erste
Ausstellungsobjekt war ein Brief an die Dokumenta-Kuratorin Carolyn
Christov-Bakargiev,
oder auch liebevoll CCB gennant, geschrieben. Auch wenn CCB in Interview
immer wieder sagt das sie Abstand nehmen möchte von der klassischen
Museums-Atmosphäre und viel Platz lassen will, merkte man, durch die
Massen an Menschen, nicht viel davon. Gerade ich bin kein Mensch der gut
unter vielen Menschen funktioniert.
Eins der Highlights sollte die Karlsaue sein. Ein weiter Park voll mit
Installationen. Wir sahen leider nur wenig davon und ich bereue es…
Highlights waren unter anderem der Baum aus Bronze “Idee di Pietra” von
Guiseppe Penone. Das war
eins der ersten Kunstwerke der Documenta und wurde schon zwei Jahre vor
der Eröffnung eingeweiht.
Durchzogen war die Documenta mit diesem neuen Anspruch “Kunst muss die
Welt verbessern”. Das kann ich 100% unterschreiben… manchmal wirkt das
ganze aber aufgesetzt und wie eine Fratze seiner selbst. Alles muss Bio
und Occupy sein… gespickt mit Hipster-Darstellern von denen man ahnt
das sie in zwei Jahren, wie Ratten, das sinkende “Weltverbersserer-Boot”
verlassen werden. Bio-Essen als Kunst zeigt das Kollektiv “And And
And".
Ein anderes “Objekt dieser Art” war der “Do Nothing Garden” von Song
Dong. Ich fand es eigentlich nicht schlecht. Vielleicht weil ich denke
das der Garten meiner Zukunft auch irgendwie “Do Nothing” sein wird…
Die Gruppe entschied sich dazu sich nicht in der Karlsaue zu verlieren
und aus zeitlichen Gründen machten wir uns in die Documenta-Hallen.
Alles ein wenig gebündelter. Also mehr Kunst auf weniger Platz und
weniger benötigter Zeit.
Ein Kunstwerk was mir besonders auffiel. Yan
Lei
speicherte jeden Tag ein Bild aus dem Internet und ließ es malen. Nun
wird während der ganzen Documenta ein Bild nach dem anderen
überlackiert… bis keins mehr da ist. Ich frage mich ob es eine Kritik
an der Copyright-Debatte in der Kunst ist. Gerade in Zeiten wo sich
einige Akademien für eine Verstärkung des Urheberrechts in der Kunst
einsetzen. Würde mich mal interessieren was im Kontext dieser
Installation zu dem Thema gesagt wird. Ein Werk was eigentlich nur aus
Kopien besteht. Ich fand es gut…
Als nächstes schauten wir uns die Ausstellung im Ottoneum an. Vorher
brauchte ich eine kleine Pause… und umging die teuren Getränkepreise,
von 3 Euro pro Cola, indem ich zum nächsten Bäcker lief. Das erste Werk
im Ottoneum was ich sah waren Barren aus gespresster Erde. Die Arbeit
ist von Claire Pentecost und heißt
“Goldbarren”.
Ich fand die Sachen im Ottoneum eigentlich ganz super. Alles war sehr
reduziert. Sie zeigten viel kritische Werke die sich mit Natur und
Landwirtschaft auseinandersetzten.
Nach einer Pause in der Sonne fröhnten wir dem Mammon und schauten in
dem Bücherpavillon. Zu viele gute Bücher… zu wenig Geld… aber eine
gute Zeit. Endlich sah ich was von Beuys… Ich war den halben Tag auf
der Documenta aber ausser ein paar seiner Eichen hatte ich noch nichts
entdeckt. Ich gönnte mir eine Postkarte mit seinem Foto…
Die letzte Station sollte die neue Galerie sein. Nochmal gebündelte
Kunst. Auf dem Weg sahen wir einen kleinen blauen Pavillon. Lori
Waxman
ist Kunstkritikerin und bietet ihren Service während der Documenta an.
Jeder Künstler kann sich anmelden und dort seine Werke besprechen
lassen.
In der neuen Galerie angekommen… endlich Beuys…endlich das Rudel.
Viel hatte ich darüber gelesen… es noch nie gesehen.
Auf der oberen Etage gab es dann die Ausstellung zur Documenta.
Geoeffry Farmer hat
Ausgaben des Time Magazines zerschnippelt und daraus eine riesige
Collage gebaut.
Vielleicht war es nicht der letzte einzige Tag auf der Documenta.
Eigentlich glaube ich das wir fast alles verpasst haben… trotzdem war
es schön…