Wenn ich Nachts, zu früh, aufwache mache ich oft Deutschlandfunk an und hoffe, dass die Monotonität der Sprache mich zurück in die Träume leitet. Schon zum zweiten mal diese Woche wache ich durch Schlagworte in den Nachrichten auf, fange im Halbschlaf nur ein paar Verben zu den Schlagworten auf, mein Gehirn macht Annahmen und verbindet alles zu einem Brei, der sich wie ein Albtraum anfühlt. Vor allem wenn sich alles als wahr herausstellt. Am Mittwoch Morgen war es Donald Trump und heute Morgen war es der Name Leonard Cohen der mich, im Bett, aufschnellen ließ.
Es ist über 10 Jahre her, als mein guter Freund Manuel mir immer wieder neue Musik zukommen ließ. All das was er als wichtig empfand, Sachen die ich kennen sollte und ohne die man höchstwahrscheinlich nicht leben könne oder ohne die man, nachdem man sie gehört hatte, nicht mehr leben konnte. Durch diese immer wachsende Sammlung fing diese sehr interessante Reise erst an. Über die frühe Folk Musik bis hin zu New Wave aus den 80er Jahren. Nun hatte ich zwei Alben von Leonard Cohen. Diese hörte ich abwechselnd mit den Alben von Bob Dylan auf meinen täglichen Touren, die ich wegen meines Zivildienstes zurück legen musste. Die Trostlosigkeit bekommt seine neue Bedeutung wenn Leonard Cohen einem vom Chelsea Hotel vorsingt.
Es war in Israel als ich mit meinen Freunden durch die Wüste fuhr, immer wieder anhielten, uns über Musik unterhielten. Vielleicht mit die schönste Zeit meines Lebens. Eine Freundin erzählt mir von dem Leonard Cohen Konzert, das sie vor kurzem besucht hatte, wie bewegt sie war. Dieser alte Mann wie er auf dem Boden kniet, halb zerbrochen und demütig. In einem Buchladen am See Genezareth kaufte ich seinen neusten Gedicht Band. Gedichte die er in der Zeit im Zen-Kloster geschrieben hat. Er war das Thema als wir in einem Büchercafe in Jerusalem halt machten. Als uns mein Vater vom Flughafen in Deutschland abholte, hörten wir seine Lieder bis wir Zuhause eintrafen. Der Schnee umhüllte uns und wir froren, vermissten dieses sonnige und wunderschöne Land.
Leonard Cohen spielte ein Konzert im nächsten Sommer. Und das an meinem Geburtstag. Mein Schwager und ich kauften uns die billigsten Tickets und standen da auf unseren Plätzen, Stunde um Stunde und Minute um Minute. Es war wunderschön, anmutig. Als er sang “You told me again you preferred handsome men. But for me you would make an exception” zerbrach mein Herz. Und wie die Menschen feierten als er “Berlin” besang in “First We Take Manhatten”.
Heute als ich vor Schreck aufwachte und Deutschlandfunk “Suzanne” anspielte, fiel etwas von mir ab. Ich konnte nicht mehr an mir halten… was für eine Zeit.
Oh, the wind, the wind is blowing,
through the graves the wind is blowing,
freedom soon will come;
then we’ll come from the shadows.